Herz und Herz vereint zusammen – So war die schulübergreifende Musikwoche

Die Musikwoche zum 300-jährigen Jubiläum der Schulen der Herrnhuter Brüdergemeine brachte Jugendliche und Erwachsene zweier Zinzendorfschulen zusammen – inklusive eines Auftrittes in der Dresdner Staatskanzlei.

Was für eine Woche das war! Ein so großes, schulübergreifendes Vorhaben hat es in 300 Jahren Bildungsgeschichte der Schulen der Herrnhuter Brüdergemeine noch nicht gegeben. Jugendliche und Erwachsene aus den Zinzendorfschulen Königsfeld sind nach Herrnhut gereist, um mit Schülerinnen und Schülern der Herrnhuter Zinzendorfschulen eine Woche lang gemeinsam zu musizieren. Eigentlich hatte auch die lettische Christian-David-Schule eine kleine Delegation nach Herrnhut zur Teilnahme an der Musikwoche schicken wollen, musste aber kurzfristig aus schulorganisatorischen und gesundheitlichen Gründen absagen.

So haben insgesamt 140 Ensemblemitglieder von zwei Zinzendorfschulen vier Tage lang

  • gemeinsam gelebt – die jugendlichen Gäste aus Königsfeld sind bei Familien aus der Schulgemeinschaft der EZSH untergekommen –,
  • gemeinsam geprobt – und das oft sogar in den Pausen, wenn es zu viel Spaß gemacht hat, um das Pausenende abzuwarten –,
  • gemeinsam Herrnhut und Umgebung erkundet – sei es beim Besuch der Sternemanufaktur, bei einer von unseren 11ern gestalteten Rallye durch Herrnhut, bei einer Wanderung durch die Herrnhuter Wälder und auf dem Skulpturenpfad, bei einer Führung durch das Zinzendorfschloss Berthelsdorf oder der Beschäftigung mit dem Thema UNESCO-Welterbe –,
  • und sind gemeinsam aufgetreten – und das gleich viermal: vor der Schulgemeinschaft der Johann-Amos-Comenius-Schule Herrnhut, den EZSH, der sächsischen Staatskanzlei, sowie bei einem großen öffentlichen Abschlusskonzert.

Für den Auftritt in der Staatskanzlei ging es morgens um 8 Uhr mit drei Bussen und 2 Instrument-Transportern nach Dresden. „So viele Schülerinnen und Schüler wie heute hatten wir noch nie an einem Tag in der Staatskanzlei“, wurden die Musikerinnen und Musiker lächelnd begrüßt. Dann ging es in den Dr.-Georg-Gradnauer-Raum zur Vorbereitung auf den Auftritt vor dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer und dem Chef der Staatskanzlei und Brüdergemein-Mitglied Conrad Clemens. Während sich der Chor einsang, wurde in der Kuppelhalle alles für den Auftritt aufgebaut. Schon die ersten Töne der Anspielprobe lockten einige Mitarbeitende aus ihren Büros.

Bevor es ernst wurde, hatten die Musikerinnen und Musiker noch die Gelegenheit, sich durch die Staatskanzlei führen zu lassen. Pünktlich 11.50 Uhr standen dann das Orchester und der Chor bereit und warteten auf die Ankunft von Michael Kretschmer und Conrad Clemens, die für 12 Uhr geplant war. Die Spannung war spürbar, die Stille geladen. Wenige Minuten nach 12 Uhr erschien der Ministerpräsident und wurde mit der Herrnhuter Sonate begrüßt, die durch die Kuppelhalle verstärkt durch die Staatskanzlei klang.

Es folgte eine Ansprache des Ministerpräsidenten, der auf das überregional verbindenden Gedankengut der Brüdergemeine verwies, für das mittlerweile vier Orte der Brüdergemeine mit dem Welterbe-Titel ausgezeichnet sind und das die Herrnhuter und Königsfelder Zinzendorfschulen in der Musikwoche spürbar leben. Katrin Filschke, Vorsitzende der Schulstiftung der Evangelischen Brüder-Unität, antwortete mit dankenden Worten für die Unterstützung beim Ausbau des Herrnhuter Schulcampus. Erdmuthe Terno, Schulleiterin der Königsfelder Zinzendorfschulen, ging noch mal auf die Geschichte und die Verbindung der deutschen Zinzendorfschulen ein. Die gemeinsame Musik der Herrnhuter und Königsfelder Schülerinnen und Schüler unterstrich den Gedanken der überregionalen Verbindung. Insbesondere mit dem irischen Segenslied „May the road rise to meet you” wünschten die Musikerinnen und Musiker den Mitarbeitenden der Staatskanzlei Gottes Segen für die Arbeit im Haus.

Zum Grußkonzert in die Staatskanzlei waren auch Schülerinnen und Schüler anderer sächsischer evangelischer Schulen gekommen und hatten begeistert zugehört. Jugendliche vom Evangelischen Kreuzgymnasium zeigten dann den Gästen aus Herrnhut und Königsfeld bei einem entspannten Nachmittag Dresden, bevor es zurück nach Herrnhut ging.

Am letzten gemeinsamen Tag konnte von Entspannung erst mal keine Rede mehr sein. Auf dem Programm standen die Generalproben und die zwei größten Konzerte der Woche. Das Mittagskonzert wurde vor den Mitarbeitenden, Schülerinnen und Schülern der Evangelischen Zinzendorfschulen gespielt, die sich mit tosendem Applaus und stehenden Ovationen bedankten. Das große öffentliche Abschlusskonzert – das einzige, bei dem alle Probenstücke gespielt wurden – fand abends 18 Uhr statt.

Das Programm war ein bunter Mix aus Klassikern wie Händels „Feuerwerksmusik“ und Elgars „Pomp and Circumstance“, aus Stücken mit engem Bezug zu Herrnhut wie „Der Friede Gottes“ und die „Herrnhuter Sonate“ und aus modernen Popsongs wie „An guten Tagen“ und „Zusammen“. Ein ganz besonderes Lied im Konzert war „Herz und Herz vereint zusammen“, dessen eigentlicher Text ursprünglich von Ludwig Graf von Zinzendorf stammt. Auf die bekannte Weise hatte der Königsfelder Musiklehrer Johannes Michel einen Orchestersatz und weitere Stimmen komponiert. Ein Freund des brüderischen Schulwerkes hatte einen neuen Text passend zum 300-jährigen Jubiläum der Schulen der Herrnhuter Brüdergemeine darauf gedichtet.

„Herz und Herz vereint zusammen“, „An guten Tagen“, „Zusammen“ – die Titel dieser Lieder stellten sich als Motto für die ganze Woche heraus. Da waren diejenigen, die selbst in den Pausen und nach dem Abschlusskonzert die Instrumente nicht beiseitelegen konnten, weil es zu viel Spaß gemacht hat, um das Ende der Pause und den Probenbeginn abzuwarten. Da war vom ersten Tag an der Zusammenhalt und das Ziel, gemeinsam tolle Konzerterfahrungen zu schaffen trotz dessen, dass man erst anderthalb und zwei Tage miteinander geprobt hat.

Schulleiter Lucas Glombitza sollte also Recht behalten, als er bei der Begrüßungsansprache am ersten gemeinsamen Tag prognostizierte, dass am Ende der Woche alle ziemlich platt, aber vor allem glücklich sein würden. Die Gäste aus Königsfeld, die hin und zurück insgesamt um die 1400 Kilometer (und über 20 Stunden) Fahrt im Bus auf sich genommen hatten, bestätigten das: „Die Erlebnisse der Musikwoche waren jeden einzelnen Kilometer wert.“ So ist es nur folgerichtig, dass Schulleiterin Erdmuthe Terno aus Königsfeld die Herrnhuter Zinzendorfschulen für eine nächste Musikwoche nach Königsfeld eingeladen hat. Zum Dank überreichte sie den EZSH beim Abschlusskonzert eine Weißtanne aus dem Schwarzwald.

Wir möchten herzlich allen danken, die zum Gelingen der Musikwoche beigetragen haben: Vielen Dank an die Fördermittelgeber für die finanzielle Unterstützung! Vielen Dank an die Sponsoren für die Sachspenden! Vielen Dank an die Gasteltern, dass sie unseren Königsfelder Gästen ein vorübergehendes Zuhause gegeben haben! Vielen Dank an die Brüdergemeine und an die Brüdergemeine-Mitglieder für die Bereitstellung des Kirchensaals und dessen Technik sowie das abwechslungsreiche Nachmittagsprogramm! Und vielen Dank allen Mitwirkenden für ihren Einsatz und ihre Begeisterung!