Umjubelte Aufführungen des Schöpfungsoratoriums

„Eindrucksvoll“, „fantastisch“, „wunderbar“ – die Publikumsreaktionen auf das „Schöpfungsoratorium“ am 9. und 10. September im Herrnhuter Kirchensaal fielen begeistert aus. Die Aufführungen markierten den ersten öffentlichen Höhepunkt in diesem Schuljahr.

Gedecktes Licht. Lautmalerisch eröffnet der Chor: „Tohu va vohu. Tohu va?“. Eine Erzählerin ordnet ein: „Es war kalt und unbehaglich, nichts in Ordnung, Konfusion. Finsternis lag auf der Tiefe, Irrsal, Wirrsal, Depression.“ Hoffnungsvoll schaltet sich ein Solist ein und verkündet: „Doch von Anfang an, ganz von Anfang war auch Gottes Geistkraft da.“ Und der Chor übernimmt: „Und dann war das Licht, das die Finsternis durchbricht.“ Die Lichtstimmung wechselt. Wärmeres Licht erhellt den Raum.

So erlebt das Publikum am 9. und 10. September die ersten Minuten des Schöpfungsoratoriums im Kirchensaal der Herrnhuter Brüdergemeine. In dem Werk von Thomas Gabriel (Musik) und Eugen Eckert (Text) wird die Schöpfungsgeschichte der Bibel in sieben Tagen nacherzählt. Zur Aufführung bringen das Oratorium Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte und Eltern der Evangelischen Zinzendorfschulen im Zusammenwirken mit Musikerinnen und Musikern der Herrnhuter Region und den Chören der Herrnhuter Brüdergemeine. Damit kommt das lang geplante Vorhaben zum Abschluss, ein Pop-Oratorium zur Schöpfungsgeschichte aufzuführen. Die Proben dazu hatten schon im Jahr 2020 begonnen und mussten Corona bzw. Lockdown bedingt mehrfach verschoben werden. Der Motivation der Beteiligten konnte das nichts anhaben.

„Unter der Leitung unserer Musiklehrerin und gleichzeitigen Kantorin der Herrnhuter Brüdergemeine, Christiane Rönsch, sind die zwei Aufführungen zu Glanzpunkten unserer Schulgeschichte geworden“, lobt die Pädagogische Schulleiterin Undine Bensch. Auch im Zusammenwirken von der Brüdergemeine Herrnhut und den Evangelischen Zinzendorfschulen markiert das Schöpfungsoratorium einen neuen Meilenstein.

Ermöglicht haben das Konzertprojekt als Förderer die Friedrich Stiftung sowie die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.

Die Musik vereint Elemente aus Klassik, Pop, Rock, Swing und Blues. Wechselnde Lichteffekte sind das Blend-Werk von Richard Besser, einem früheren Zinzendorfschüler. Sie unterstützen wirkungsvoll den Inhalt der gesungenen Passagen, wobei der Text zum Mitlesen an der Empore eingeblendet wird. Neben der modernen Anmutung der Aufführung ist auch die Aktualität des Stückes bemerkenswert: Im Oratorium spannt die Figur der Prophetin den Bogen zur Zukunft, unserer Gegenwart. Immer wieder meldet sie sich zu Wort und beklagt, was die Menschen aus der Schöpfung gemacht haben: „Einst waren Nächte dunkel, die Sterne schienen hell, doch seht nun unsre Städte, die Nächte sind längst grell. Rund um die Uhr ein Leuchten, doch nicht vom Himmel her, dass Läden offenstehen, darum das Lichtermeer“, singt sie bereits am ersten Schöpfungstag. Im weiteren Verlauf thematisiert sie Probleme wie permanente Ruhelosigkeit durch ständige Erreichbarkeit, Depression, Burnout, Umweltzerstörung, Artensterben, Krieg, Vergewaltigung, Tod.

Angesichts aller Verfehlungen fleht am sechsten Tag der Chor eindringlich: „Herr erbarme dich“. Und doch endet der siebente Tag mit der Zuversicht, dass die Erde auch in Zukunft bestehen wird. Das Oratorium schließt mit Lobpreis und voller Dankbarkeit an Gott: „Alles in mir lobt deinen Namen. Halleluja“, feiert der Chor den Schöpfer.

Die Begeisterung des Publikums drückt sich in jubelndem Applaus aus. Auch die Spendenbüchse am Ausgang füllt sich an beiden Abenden in einem Maße, das alle Hoffnungen der Mitwirkenden übersteigt. Sie freuen sich über eine Kollekte von sagenhaften 3.218,23 Euro. Davon möchten die Evangelischen Zinzendorfschulen und die Herrnhuter Brüdergemeine gemeinsam ein eigenes Chorpodest für künftige Aufführungen erwerben. Das Podest für das Schöpfungsoratorium war geliehen.

Auch, wenn dieses Stück so bald nicht noch einmal in Herrnhut zu erleben sein wird: Musiklehrerin und Kantorin Christiane Rönsch schickt voraus: „Es wird sicher zukünftig wieder einmal ein ähnliches Projekt geben.“

Allen Mitwirkenden sowie den Förderern ein herzliches Dankeschön für ihr Engagement und dieses wunderbare Erlebnis!