„Adressat unbekannt“ von Kressmann Taylor

Zu einer ungewöhnlichen literarisch-musikalischen Matinée hatte zum historisch denkwürdigen Datum 9. November das Zinzendorf-Gymnasium gemeinsam mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung eingeladen.

Zu einer ungewöhnlichen literarisch-musikalischen Matinée hatte zum historisch denkwürdigen Datum 9. November das Zinzendorf-Gymnasium gemeinsam mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung eingeladen.
Das Publikum, vor allem Schülerinnen und Schüler der 10. bis 12. Klassen, erlebte auf bewegende Weise, mit welcher subtilen Stetigkeit die hasserfüllte Ideologie des Nationalsozialismus von Menschen Besitz ergreifen und ihren zerstörerischen Lauf nehmen kann. Die US-amerikanische Schriftstellerin Kressmann Taylor veröffentlichte 1938 den fiktiven Briefwechsel zwischen einem in San Francisco lebenden jüdischen Kunsthändler und seinem nach Deutschland zurückgekehrten Freund und Geschäftspartner. Der Deutsche zeigt sich zunehmend begeistert vom Nationalsozialismus, schließlich beginnt sich die Beziehung der beiden in offene Feindschaft zu verwandeln. Die Briefe, deren zunehmende Spannung sich eindrucksvoll in der szenischen Lesung entfaltete, wurden vorgetragen von Dr. Jürgen Thomas, Plauen, und Martin Sommer, Dresden. An mehreren Stellen wurde die Handlung unterbrochen durch Cellomusik von Paul Hindemith, virtuos gespielt von Titus Maack (Berlin, Dresden), wodurch die Dramatik und die Atmosphäre des Geschehens zusätzlich gesteigert wurde.

Die Reflexion ethischer Entscheidungen in schwieriger Zeit mit existenziellen Auswirkungen ist nicht nur in der politischen Bildung relevant, sondern betrifft auch Lehrinhalte im Geschichts-, Religions- und Deutschunterricht. Das Lesung bietet also viel Stoff zur Weiterarbeit.

Raimund Hertzsch (Relilehrer am EZGH)